Stressbedingte Erkrankungen und Burnout-Syndrom

Magnesium bei Stress. Heute ist „Stress“ oder“ gestresst sein“ ein häufig genutzter Begriff. Stress betrifft alle Bevölkerungsschichten und Altersstufen, betrifft jeden, zu fast jedem Zeit­punkt. War Stress in den 1950er Jahren ein Ausdruck von Topmanagern, die da­mit ihre starke berufliche Belastung zum Ausdruck brachten, gestresst sein ge­hörte nahezu zum guten Ton in diesen privilegierten Kreisen, so steht dieser Zu­stand richtigerweise heute ebenso bei Schüler und Studenten, berufstätigen Frauen und Männern, Jungen und Alten, Alleinerziehenden, Eltern und Singles im Fokus, da alle diese Gruppen in zunehmendem Maße ähnlichen Belastungen ausgesetzt sind. Sei es in der Schule, durch Selektion der Schüler schon in der Grundschule, bei der Arbeit, durch Konkurrenz- und Karrieredenken, in der Fami­lie durch die Anforderung, den Kindern optimale Entwicklungschancen zu geben und selbst in der Freizeit durch das Überangebot an Möglichkeiten fühlt man sich gestresst. Es ist nahezu schon ein Statussymbol und zeigt, dass man involviert und wichtig ist. Ein Problem unserer schnelllebi­gen Zeit? Im Juni/Juli 2016 gab die Techniker Krankenkasse eine 3. Befragung durch das Forsa Institut in Auftrag, wie gestresst sich die Deutschen fühlen mit dem Ergebnis, dass sich 60% der Befragten gestresst fühlen und ca. 25% sogar häufig gestresst. Der Vergleich mit den Ergebnissen der vorangegangenen Stu­die von 2013 zeigt eine deutlich steigende Tendenz. Eine alarmierende Bilanz!

Was ist Stress?

Stress ist nicht, wie man meinen könnte, eine Erscheinung der Neuzeit. Der vor­her unbekannte Begriff wurde zwar erst 1930 von dem Mediziner und Stressfor­scher Hans Selye geprägt, das Phänomen aber lässt sich bereits aus der Evolu­tion erklären. Es handelt sich um eine Reaktion des Organismus auf eine Her­ausforderung durch innere oder äußere Reize, die eine Anspannung hervorrufen. Für unsere Vorfahren war es überlebensnotwendig, dass sie bei Gefahr schnell reagieren (Kampf, Flucht) konnten. Von der Nebenniere wurden Stresshormone (Katecholamine) wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet, die Puls, Blutdruck und Atemfrequenz beschleunigten, die Muskeln anspannten und durch blitzartige Energiefreisetzung zu einer körperlichen Höchstform führten. War die „Gefahr“ gebannt, regulierte der Körper die Hormonausschüttung und kam wieder in den Normalmodus zurück. Die heutigen Stresssituationen hinge­gen sind oft psychischer Art wie z.B. permanenter Leistungs- und Termindruck, ständige Verfügbarkeit oder zu hohes Arbeitspensum. Sie haben mit den Anfor­derungen unserer Vorfahren nicht mehr viel gemein, kein Kampf, keine Flucht und damit meist auch keine Möglichkeit den inneren Druck wieder abzubauen. Der Alarmzustand, bezeichnen wir ihn als negativen Stress oder Distress, bleibt somit als Dauerzustand erhalten mit negativen Folgen für den Organismus.

Stress muss aber nicht grundsätzlich negativ sein. Es gibt auch einen sogenannten positiven oder guten Stress, den wir Eustress nennen. Hier stellt sich gleich die Frage, wie Stress gut sein kann, nachdem wir gerade die negativen Auswir­kungen gesehen haben? Nehmen wir als Beispiel die Vorfreude auf einen Ur­laub. Wir sind angespannt, denn es ist viel zu planen und vorzubereiten, aber die Vorfreude auf schöne Urlaubstage und -erlebnisse lässt uns die Anspannung nicht als Stress empfinden. Sobald wir unterwegs sind, ist alles vergessen. Das Gleiche gilt für körperliche Leistungen in Sportarten, die wir gern ausüben oder ein persönliches Erfolgserlebnis, das den Adrenalin-Spiegel in die Höhe treibt und das Herz „hüpfen“ lässt. Alle genannten Ereignisse sind typische Stresssituationen, die wir aber meist nicht als solche negativ wahrnehmen und bei denen sich nach kurzer Zeit der Druck wieder abbaut und der Körper in den Normalzustand zurückgeführt wird.

Burnout oder die Folgen von chronischem, negativem Stress

Durch eine permanente Überlastung und damit erhöhtem Spiegel an Stresshor­monen baut der Körper seine Energiereserven allmählich ab. Es kommt zu mas­siven Erschöpfungszuständen mit dem Nachlassen der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Ängste, Gereiztheit und Schlafstörungen bis hin zu Depressionen in Verbindung mit körperlichen Beschwerden wie z.B. Verspannungen, Kopf- und Rückenschmerzen oder Verdauungsproblemen. Wird hier nicht die „Notbremse gezogen“ kann sich aus dieser Symptomatik die End­stufe, ein Burnout-Syndrom entwickeln. Ein Begriff, der von dem US-Psycholo­gen Herbert Freudenberger in den 1970er Jahren geprägt wurde und mittlerweile schon fast zu einer „Volkskrankheit“ geworden ist.

Die vom Burnout-Syndrom Betroffenen zeigen vielfältige Symptome: so fühlen sie sich häufig völlig ausgebrannt, empfinden eine innere Leere, sind überfordert und jeder selbst all­tägliche Handgriff wird zur Kraftanstrengung. Sie ziehen sich aus sozialen Kon­takten zurück, vernachlässigen Partner und Freunde und empfinden sich und ihre Arbeit als wertlos. Neben diesen Symptomen nehmen körperliche Krank­heitszeichen, wie Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme oder Kopf- und Rückenschmerzen zu, für die sich keine organischen Ursachen finden lassen. Das Leben ist also völlig aus dem Gleichgewicht geraten.

Einfluss von Magnesium bei Stress und Burnout

Stress, welcher Art auch immer, führt zu einer erhöhten und permanenten Frei­setzung der Stresshormone. Wird der natürliche Abbau dieser Stresshormone durch andauernden Stress verhindert, also zu einem Dauerzustand, steigt lang­fristig das Risiko für Herzschäden. Stresshormone erhöhen u.a. den Blutdruck und die Herzfrequenz. Dabei wird Magnesium vermehrt im Austausch mit Calcium aus den Zellen (z. B des Herzmuskels) freigesetzt, vermehrt von den Nieren ausgeschieden und es kommt so zu einer Unterversorgung in den Zellen. Bei einem zellulären Magnesium-Mangel steigt aber z. B. das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung um ein Vielfaches, wie klinische Untersuchungen gezeigt haben. Fehlt Magnesium, wird die Ausschüttung und Wirkung von Stresshormo­nen noch zusätzlich verstärkt. Durch Cortisol werden vermehrt Fettsäuren (Trig­lyzeride) freigesetzt und damit die Blutfette erhöht. Auch das Risiko für die Ent­stehung von Blutgerinnseln nimmt zu, weil sich durch Adrenalin die Blutplättchen vermehrt aneinander lagern und verklumpen, ein Teufelskreis, den es gilt zu durchbrechen.

Stress- und Burnout-Betroffene haben also einen deutlich erhöhten Magnesium­bedarf. Diesen gilt es durch eine ausreichende Magnesiumzufuhr oral, transder­mal oder intravenös oder auch in Kombination zu ergänzen. Die deutsche Ge­sellschaft für Ernährung geht von einem Normalbedarf bei Frauen von 300 – 350 mg/Tag, bei Männern von 350 – 400 mg/Tag aus. Eine Erhöhung des Magnesiumspiegels im Körper wirkt sich positiv auf die Reduzierung der Hormon­ausschüttung aus. Körper und Geist beruhigen sich, die Gefäße weiten sich, so dass sich die Muskeln zunehmend entspannen können und damit auch zu einer Normalisierung der Herzfrequenz und des Blutdrucks führen.

Sportliche Betätigung und Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Tai Chi, Yoga oder progr. Muskelentspannung nach Jacobson wirken zusätzlich unterstützend.

 

Quellen:

TK-Stress-Studie 2016

Seelig, MS, Consequences of magnesium deficiency on the enhancement of stress reactions; preventive and therapeutic implications .Review, J Am Coll Nutr. 1994 Oct; 13(5):429-46

Jürgen Vormann, Physiologie und Pathophysiologie von Magnesium, Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 1/10: 10-13

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.: Referenzwerte für die Ernährung

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